Weitere Seiten

Die Nahrungsmittelindustrie

von Marc Engels

Industriell hergestellte Lebensmittel, wie wir sie heute kennen, sind ein verhältnismäßig spätes Produkt der wirtschaftlichen Entwicklung. Bis weit über die Mitte des 19. Jahrhunderts verarbeiteten fast ausschließlich Handwerker landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die Palette der verarbeiteten Grundnahrungsmittel blieb in dieser Zeit ohnehin gering - sie beschränkte sich auf Mehl, Backwaren, Fleisch, Bier und Spirituosen. In ländlichen Gebieten wurden Lebensmittel selbst angebaut und sofort im Haushalt weiterverarbeitet, aber auch der städtische Haushalt kochte meist mit unverarbeiteten Nahrungsmitteln.
Das Nahrungsmittelhandwerk setzte seine Produkte kleinräumig ab. Daher verfügten auch kleinere Orte über eine Mühle, einen Bäcker und einen Metzger. Die Entstehung frühindustrieller Ballungsräume änderte diese Situation nur allmählich: Zwar mussten nun Nahrungsmittel über größere Entfernungen herantransportiert werden, um den Bedarf der schnell wachsenden Bevölkerung zu decken, die Verarbeitung geschah jedoch immer noch vor Ort. Der sich rasch entwickelnde städtische Markt erzwang die Ausweitung von Produktionskapazitäten, so dass ab ca. 1850 punktuell der Übergang zur industriellen Produktion möglich wurde. Der Einsatz von Dampfmaschinen steigerte beispielsweise die Kapazität der Mühlen und ermöglichte die Herstellung von Mehl in großem Maßstab.

Industrialisierung