Aachener Printen

Gebildbrote aus Lebkuchenteig mit Tradition

Gabriele Harzheim
 

Zahlreiche Sagen und Geschichten ranken sich um das aus Honig, Zucker, Mehl und Gewürzen bestehende Gebäck. Neben einigen großen Firmen haben sich bis heute kleinere Printenbäckereien in Aachen erhalten.

Die Bezeichnung "Printe" geht auf das mittelhochdeutsche "Prente" zurück, das ursprünglich ein Werkzeug zum Drucken bzw. Pressen meinte. Bis heute hat sich der Wortstamm mit dieser Bedeutung in der englischen Sprache erhalten. Wahrscheinlich im 18. Jahrhundert entstand für den Begriff "Printe" eine weitere Bedeutung: die des Gebäckmodels aus Holz. Als Bezeichnung für das Gebäck selbst kennt man das Wort nachweislich seit dem 19. Jahrhundert.
Ob das Backen von Lebkuchen mit Hilfe von Backmodeln aus der Maasstadt Dinant 1466 nach Aachen gebracht wurde - wie so manche Geschichte über die Aachener Printen zu berichten weiß - , ist eher unwahrscheinlich. Grundbestandteil der Printe ist Lebkuchenteig aus Mehl, Honig - später wurde zunehmend Zucker verwendet - und Gewürzen. Lebkuchen, Honigkuchen oder auch Pfefferkuchen genannt, ist schon seit dem frühen Mittelalter in ganz Europa bekannt. Seit dem 15. Jahrhundert sind auch mit Hilfe von Holzmodeln geformte Bildlebkuchen nachgewiesen. Sie wurden häufig zu speziellen Feiertagen gebacken. Auch die Aachener Bäcker verstanden sich auf dieser Kunst. Möglicherweise erhielt das Gebäck zunächst als Pilgerspeise und später durch den Ausbau Aachens zum Kurbad einen Aufschwung, da die Kurgäste Gefallen daran fanden.
Denkmal für die Aachener Printe an der Ecke Büchel/Körbergasse
Foto © Gabriele Harzheim

 

Im 18. Jahrhundert bekam der teure Luxusartikel des Bildlebkuchens eine billigere Konkurrenz durch den dunklen, einfach geformten Schnittlebkuchen. Dies lag vor allem am zunehmendem Einsatz von Zucker. Der bis dahin als teures Luxusgut gehandelte Rohrzucker wurde durch den Aufbau riesiger Plantagen in Übersee und den zunehmenden Handel preiswerter. Vor allem der braune, bei der Zuckerherstellung als Nebenprodukt anfallende preiswerte Zuckersirup gewann in der Lebkuchenproduktion stark an Bedeutung und verdrängte allmählich Honig als Süßmittel. Beide Gebäcke, der Gebild- wie auch der Schnittlebkuchen trugen zunächst den gleichen Namen, da sie - mit Ausnahme des Honigs, der nach wie vor für die Gebildkuchen verwendet wurde - aus identischen Zutaten bereitet waren. Um den Absatz anzukurbeln, nannten die Aachener Bäcker ihre formschönen Gebildlebkuchen im Unterschied zum einfachen Lebkuchen bald "Printe".

In den Jahrzehnten des Zuckermangels aufgrund von Sklavenaufständen auf den Plantagen und durch die Kontinentalsperre unter Napoleon I. kam das Backen von Printen und Lebkuchen fast ganz zum Erliegen. Den Neubeginn machte der Aachener Bäcker Heinrich Lambertz um 1820, als er an die Tradition des Lebkuchenbackens anknüpfte und ein braunes, mit Zuckersirup zubereitetes Gebäck schuf, das er in Schnittchen von ca. 10 cm Länge, 3 cm Breite und 1,3 cm Höhe unter dem Namen "Printe" anbot. Erst später, um 1850, erhielt die Aachener Printe ihre bis heute bekannte Rezeptur, nach der brauner Kandiszucker mit verwendet wird. Die Nachfrage nach dem braunen Gebäck wuchs im Laufe der Zeit rasant und mit ihr der Ausbau des Unternehmens Lambertz. Daneben entstanden weitere Printenbäckereien und Süßwarenhersteller in der Region wie die Firmen Nobis, Kinkartz, Dolhain oder Klein.
Café Leo van den Daele
Foto © Gabriele Harzheim

 

Im Zentrum von Aachen befindet sich das Caféhaus Leo van den Daele, dessen Einrichtung weitgehend im Stile des "Lütticher Barock (18. Jh.) gehalten ist. Leo van den Daele (1909-1984) hatte im Laufe seines Lebens eine der größten Sammlungen rheinischer Backmodel zusammengetragen, die heute noch zum Backen der im Café verkauften Printen und Gebildgebäcke verwendet werden.

Adresse:
Alt Aachener Kaffee- & Weinstuben
"Leo van den Daele"
Büchel 18 (Ecke Körbergasse)
52062 Aachen
Tel. 0241-35724

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