Die Haarener Windmühle

Die letzte arbeitende Getreide-Windmühle im Selfkant

Gabriele Harzheim
 

Die Getreide- und ehemalige Ölmühle in Haaren in der Gemeinde Waldfeucht, die seit 1858 einen zusätzlichen Dampfantrieb besaß, verarbeitet bis heute Getreide zu Vollkornprodukten.

Die Haarener Mühle in der Gemeinde Waldfeucht gehört zu den letzten vier funktionstüchtig erhaltenen Windmühlen im Selfkant. Im Gegensatz zu wasserbetriebenen Mühlen spielten Windmühlen im Rheinland eher eine untergeordnete Rolle. Die Antriebskraft des Windes war im Vergleich zur Wasserkraft wesentlich unkontrollierbarer. 1882 gab es im Regierungsbezirk Aachen daher nur 56 Windmühlen gegenüber 285 Wassermühlen.
Die Haarener Mühle ist eine Bergholländermühle. Sie gehört damit dem Typ der Turmwindmühlen an, die einen gemauerten, feststehenden Unterbau und eine drehbare Haube oder Kappe besitzen, an der das Flügelkreuz befestigt ist. Im Gegensatz dazu gab es vereinzelt am Niederrhein auch so genannte Bockwindmühlen, deren gesamter hölzerner Baukörper auf dem Bock, einem Gerüst, drehbar war. Hier musste nicht die Kappe allein, sondern die ganze Mühle jeweils in den Wind gedreht werden.
Haarener Mühle
Foto © Gabriele Harzheim
Die Haarener Mühle wurde 1842 als Nachfolger einer Windsägemühle durch die Familie Frenken errichtet. Um die Auslastung zu verbessern und unabhängiger von der Windkraft zu sein, baute man 1858 die Anlage zu einer Dampfmühle aus. Damit war sie wahrscheinlich eine der ersten Windmühlen im Heinsberger Raum mit Dampfantrieb. Neben der Mühle entstand ein Dampfkesselhaus mit einem 18 m hohen Schornstein. Zwischen den beiden Gebäuden installierte der Müller eine zusätzliche Ölmühle, die aus einem Kollergang zum Zerreiben der Ölsaaten, Öfen und einem Stampfwerk zum Pressen des Ölkuchens bestand. Um 1900 wurden Dampfmaschine und Ölmühle wieder still gelegt und zum Teil demontiert. 1920 ging das Anwesen in den Besitz der Familie Verbeek über, die die Mühle bis heute betreibt. Ein harter Schlag traf den betrieb 1940. Ein schwerer Sturm riss das Flügelkreuz los, und die Mühle brannte völlig aus. Doch bereits im folgenden Jahr erfolgte der Wiederaufbau mit Teilen einer auf Abbruch stehenden Poldermühle aus dem Jahr 1736. Die Steine des 1940 abgerissenen Kamins des Dampfmaschinenhauses nutzte man ebenfalls zum Wiederaufbau des Mühlengebäudes.
Bis heute mahlt die Haarener Mühle Getreide, wobei ein Mühlsteinpaar mit Windkraft, das zweite über einen Elektromotor angetrieben wird. Außerdem plant Müller Theo Verbeek, die Ölmühle wieder in Betrieb zu nehmen - und zwar mit Dampfkraft. Dazu ist eine liegende Einzylindermaschine aus dem Jahr 1894 erworben worden. Die weitere Erhaltung und Instandsetzung der Mühle wird durch den "Haarener Mühlenverein" unterstützt. Ziel ist es, das denkmalgeschützte Bauwerk nicht nur funktionstüchtig zu bewahren, sondern den Mahlbetrieb auch der Allgemeinheit vorzuführen.
 

Lage:
Waldfeucht-Haaren, Elsweg 21, südwestlich des Ortsrandes von Neuhaaren.
Anfahrt:
Von Heinsberg die Waldfeuchter Straße bis Haaren, Ortsteil Neuhaaren, über die Johannesstraße und den Elsweg zur Mühle
Besichtigung:
Eine Besichtigung nach vorheriger Vereinbarung möglich, Tel. 02455-7131

zum letzten Denkmal: Gitstappermühle zu den "Aachener Printen"