Das ehemalige Röhrenwerk Poensgen in Schleiden-Mauel

Spitzenprodukte aus dem Schleidener Tal

Gabriele Harzheim

Eine der bedeutendsten Industriellenfamilien des Schleidener Tals waren die Poensgens. Albert Poensgen begründete 1845 ein Gasröhrenwerk, dessen Produkte Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem deutschen Markt konkurrenzlos waren.

 Villa Poensgen

Noch vor 250 Jahren war die Eifel eines der wichtigsten Zentren der europäischen Guss- und Schmiedeeisenproduktion. Im Schleidener Tal (Oleftal) von Hellenthal bis Gemünd und im Urfttal von Nettersheim bis Gemünd wurde schon im Mittelalter Erzbergbau betrieben, initiiert durch das im Jahr 920 gegründete Kloster Steinfeld. Um 1502 kontrollierte das Kloster den Bergbau zwischen Urft und Olef und erhob den Bergzehnten. Um diese Zeit waren bereits einige Eisenhütten in der Region tätig. Die Eisenprodukte des Schleidener Tals wie Stabeisen, Kriegsgerät, Werkzeug und Haushaltsgegenstände besaßen einen guten Ruf. Viele der wallonischen Hüttenrevieren gekommen. Ähnlich wie im Stolberger und Dürener Raum die Hoeschs und Schleichers waren im Schleidener Tal u.a. die Familien Schoeller, Virmont, Peuchen oder Poensgen bedeutende Unternehmer.

Die Ursprünge der Familie Poensgen führen ins heutige Belgien. Um 1500 waren Poensgens allerdings bereits im Schleidener Tal als Reidemeister tätig. Sie besaßen im 16. und 17. Jahrhundert Beteiligungen an zahlreichen Hüttenwerken der Region. Nicht zuletzt ist es Abraham Poensgen, der ein neues Gussverfahren etablierte, zu verdanken, dass die Eisenindustrie im Schleidener Tal im 18. Jahrhundert einen neuen Aufschwung nahm. Im 19. Jahrhundert war Reinhard Poensgen entscheidend am Aufstieg der Eisenproduktion in Gemünd beteiligt und besaß die Anteilsmehrheit am Gemünder Puddel-, Draht- und Walzwerk.

Albert Poensgen (1818-1880) gründete mit seinem Schwager Friedrich Wilhelm Schoeller 1845 die Firma Poensgen & Schoeller in Mauel, einem Vorort von Gemünd. Produziert wurden zunächst Drahtstifte, schon bald spezialisierte man sich aber auf schmiedeeiserne Gasröhren. Der Ausbau des Eisenbahnwesens begünstigte die Nachfrage nach Röhren. Durch den Einsatz Eifeler Holzkohleeisens und durch verfeinerte Fertigungsabläufe steigerte man schon bald die Qualität in solchem Maße, dass die Röhren auf dem deutschen Markt fast konkurrenzlos waren. 1850 wurde Albert Poensgen Alleininhaber der Firma. Als zunehmend großes Standortproblem erwies sich jedoch die mangelhafte Verkehrserschließung des Tals. Die Poensgens setzten sich deshalb bereits seit den 1840er Jahren vehement für den Bau einer Eisenbahnstrecke Düren-Schleiden ein. Die Strecke wurde allerdings erst 1885 gebaut, zu spät für die örtliche Industrie. Das Röhrenwerk Poensgen, aber auch das Walzwerk in Gemünd gerieten zunehmend unter Konkurrenzdruck. 1860 wurden beide Firmen stillgelegt und die Produktion nach Düsseldorf verlagert.

Die Gebäude des Maueler Werkes wurden zunächst als Kunstwollfabrik (bis 1869), als Sägewerk (bis 1881) und als Pappenfabrik genutzt. 1905 richtete die Firma Breth aus Düsseldorf hier eine Gesenkschmiede ein, die als Eisenwerk Mauel bis 1966 produzierte. Heute befindet sich eine Pappen- und Kartonfabrik auf dem Gelände. Der Fabrik gegenüber auf der anderen Seite der Bundesstraße steht die alte Villa Poensgen.

Lage:
Der Gebäudekomplex liegt an der B 266 zwischen Gemünd und Wallenthal im Ortsteil Mauel. Heute befindet sich in den Gebäuden eine Pappen- und Kartonfabrik.
Anfahrt: A1 bis Anschlussstelle Wisskirchen, B266 bis Gemünd
Besichtigung: Die Gebäude sind nur von der Straße aus zu besichtigen

zum letzten Denkmal: Nadelfabrik Schleicher zum nächsten Denkmal: Talbot-Werk