Der Bleiberg bei Mechernich
Bleirausch und Wanderdünen
Gabriele Harzheim
Eines der größten Bleierzvorkommen Europas, der Bleiberg bei Mechernich in der Nordeifel, wurde schon zur Römerzeit abgebaut. Im Stollenbergbau und Tagebau wurde hier bis 1957 Bleierz gewonnen und aufbereitet.
Auf einer Fläche von ca. 9 Quadratkilometern erstreckt sich zwischen Mechernich und Kall in der östlichen Nordeifel der Bleiberg, dessen Name schon auf die reichen Bleierzvorkommen hinweist. Bereits zur Römerzeit wurden hier in geringem Maße die Erzknotten aus dem weichem Buntsandstein gewonnen. Der wilde, unkontrollierte Abbau setzte sich im Mittelalter fort. Erst eine kapitalkräftige Gesellschaft von Kaufleuten aus Köln und Aachen, die 1629 das Recht zum Abbau erhielt, versuchte vergeblich, dem einen Riegel vorzuschieben. Noch im 18. Jahrhundert gruben neben den großen Gesellschaften 97 kleine Unternehmen am Bleiberg oberflächlich nach Erz und verteilten den zurückbleibenden schwermetallhaltigen Sand über den ganzen Berg. In der Franzosenzeit wurde der Bergbau zentralistisch organisiert. Gleichzeitig begann man jedoch, die am Bleibach massenhaft vorhandenen Sandrückstände nach Bleierz abzusuchen, so dass bereits 1806 hier an die 500 Erzwäschen gezählt wurden. Der eigentliche Bergbau geriet im Laufe des 19. Jahrhunderts in die Hände von drei großen Gesellschaften, die die Anlagen modernisierten und ausbauten.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann man, das Erz auch in großen Tagebauanlagen zu gewinnen. Zunächst wurde das Material, das Haufwerk, in Handarbeit von Stufe zu Stufe hoch geschaufelt. Später transportierte man es in Stollen unterhalb des Tagebaus mit Hilfe mechanischer und maschineller Fördermittel ab.
Während seiner größten Blütezeit Anfang der 1880er Jahre beschäftigte der Erzabbau am Bleiberg an die 3.000 Arbeiter. Die Arbeitsbedingungen waren äußerst hart und ungesund. Der untertage verwendete Sprengstoff führte häufig zu Schwindelgefühlen und Erbrechen, da die Belüftung meist unzureichend war. Der fein verteilte bleihaltige Staub verursachte Bleivergiftungen. Da sich die Arbeiter zudem die schwere Arbeit durch den Konsum von Schnaps, des "Bergmannsmaßes", zu erleichtern suchten, wurde Alkohol unter Tage zu einem Problem.
In den 1890er Jahren traten erste gravierende wirtschaftliche Schwierigkeiten auf. Sinkende Bleipreise und steigende Löhne auf der einen Seite, die abnehmende Ergiebigkeit des Vorkommens auf der anderen Seite führten zu Entlassungen und zur Senkung der Produktion. 1957 wurde der Betrieb endgültig stillgelegt.
ca. 1960
In den Folgejahren wurde man zunehmend auf die Umweltproblematik der riesigen offenen, bleihaltigen Sandhalden aufmerksam, die die Umwelt belasteten und die Landwirtschaft gefährdeten. Mit gezielten Rekultivierungsmaßnahmen versuchte man, die Sandverwehungen und Wanderdünen abzufangen. Der Tagebau wird inzwischen als Mülldeponie genutzt. Von den einst großen Aufbereitungsanlagen ist fast nichts mehr zu sehen. Über einem Bewetterungsschacht ist ein ungewöhnlicher polygonaler Malakoffturm erhalten geblieben. Die Geschichte des Bleibergs und seiner Nutzung ist im Besucherbergwerk Grube Günnersdorf aufgearbeitet.
Lage: Südöstlich der B266 zwischen Mechernich und Wallenthal
Anfahrt: A1 bis Anschlussstelle Bad Münstereifel/Mechernich; B477 über Mechernich; B266 Richtung Gemünd
Besichtigung: Nicht öffentlich zugänglich, das Gelände kann gelegentlich im Rahmen von Führungen betreten werden. Informationen, Besichtigung unter Tage und eine Ausstellung zur Geschichte des Bergbaus am Bleiberg:
Adresse: Besucherbergwerk Grube Günnersdorf
Bleibergstr. 6
53894 Mechernich
Tel. 02443-48697
Öffnungszeiten: Di-Sa 14-16 Uhr, So 11-16 Uhr
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