Bergarbeitersiedlungen in Alsdorf
Vom Dorf zur Bergarbeiterstadt
Gabriele Harzheim
Noch heute prägen ehemalige Abraumhalden, alte Zechengebäude und Bergarbeitersiedlungen die Landschaft im Aachener Norden. In Alsdorf und Umgebung sind noch einige interessante Bergarbeitersiedlungen zu besichtigen.
Die ersten Siedlungsfunde im Raum Alsdorf stammen aus der Römerzeit. Lange blieb der Ort eine kleine bäuerliche Siedlung. Als Mitte des 19. Jahrhunderts sowohl in Alsdorf als auch im Nachbarort Hoengen (heute Stadtteil von Alsdorf) die Gruben Anna und Maria ihren Betrieb aufnahmen, wandelte sich die Landschaft schnell. Ein starkes Bevölkerungswachstum setzte ein. Aus einem Dorf mit etwas weniger als 2.000 Einwohnern war bereits um 1900 eine Industriegemeinde mit ca. 4.000 Menschen geworden. Dies führte zunächst zu einer verdichteten Bebauung der Siedlungskerne sowie schließlich zum Bau von eigenen Arbeitersiedlungen am Rande.
Eine der ersten geschlossenen Siedlungen entstand 1905/06 im Alsdorfer Stadtteil Kellersberg, südwestlich der Broicher Straße. Es handelte sich um die erste Werkssiedlung des EBV (Eschweiler Bergwerks-Vereins). Dieser hatte das Gelände nach dem Brand des Schlosses Kellersberg von Baron Blanckart gekauft und errichtete hier nach dem Leitbild der Gartenstadt eine Wohnsiedlung in lockeren Bauweise mit Grünanlagen und Gärten. Geschäftshäuser und Gewerbebetriebe waren nicht vorgesehen. Allein eine Konsumanstalt stand für die Versorgung der Bewohner zur Verfügung. 1909 waren 525 Wohnungen bezugsfertig. Außerdem gab es eigene Schulen und Kindergärten. 1912 erfolgte mit Kellersberg II eine Erweiterung der Siedlung. Bis in die 1950er Jahre hinein gab es nochmals zwei Erweiterungsphasen östlich der Broicher Straße.
Eine andere, heute noch sehr sehenswerte Bergarbeitersiedlung befindet sich in der Nähe des Bergbaumuseums "Grube Anna II" im Alsdorfer Stadtteil Busch. 1921 begann die Aachener Bergmannssiedlungs-Gesellschaft mit dem Bau von 94 Wohnungen. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg waren bereits über 300 Wohneinheiten fertiggestellt. Auch Busch hat den Charakter einer Gartenstadt.
An der Straße zwischen Alsdorf und Herzogenrath befindet sich die Siedlung Zopp. Bereits im Mittelalter gab es hier einen Ort. 1936 wurde am Rande des alten Ortskerns eine neue Siedlung errichtet, die aus Einfamilienhäusern inmitten von Gärten bestand. Den hier angesiedelten Arbeitern wollte man durch das Angebot des Mietkaufs Heimatverbundenheit und Bodenständigkeit vermitteln. Heute sind die Gebäude durch Modernisierungsmaßnahmen z. T. stark verändert.
Eine der letzten größeren Arbeitersiedlungen im Alsdorfer Süden entstand seit den 1950er Jahren. Sie schloss sich an den alten Ortsteil Ofden an und wurde auch nach ihm benannt. 1952 begann die Stadt Alsdorf mit dem Bau von 761 Wohnungen, obwohl ihr dies trotz eines Kredites aus den Marshall-Plan-Geldern finanziell recht schwer fiel. Im Gegensatz zu vielen anderen Arbeitersiedlungen sorgte man hier für eine gute Infrastruktur mit Versorgungseinrichtungen wie Schulen, Einzelhandelsgeschäften, Gaststätten, Arztpraxen sowie einer Post. Heute sind die meisten Wohnungen in Privateigentum übergegangen.
Lage:
Kellersberg liegt zwischen dem Kurt-Koblitz-Ring und dem Broicher Bach, östlich und westlich der Broicher Straße. Der Stadtteil Busch befindet sich in der Nähe des Industriemuseums Grube Anna II zwischen dem Ortskern von Alsdorf und dem Herzogenrather Stadtteil Merkstein. Die Siedlung Zopp liegt südlich der Prämienstraße, die von Alsdorf nach Herzogenrath führt. Der Stadtteil Often befindet sich südlich des Broicher Bachtals und ist über die B57 zu erreichen.
Besichtigung:
Die privaten Anlagen des Junkers-, Platen- und Neuenhammers können nur von außen besichtigt werden.
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