Bergbaugelände Grube Anna II in Alsdorf

Vom Zechenstandort zum Freizeit- und Informationspark

Das Gelände einer der größten und bedeutendsten Gruben des Wurm-Reviers, der Grube Anna in Alsdorf, verändert zur Zeit völlig sein Gesicht. Die Industriedenkmale des Bergbaus zeugen nicht nur von einer reichen Vergangenheit, sondern werden für Zukunftsprojekte gerüstet.

Wer heute das ehemalige Zechengelände der Grube Anna in Alsdorf besucht, wird sich kaum mehr vorstellen können, welche gewaltigen Veränderungen hier seit Anfang der 1990er Jahre stattgefunden haben. Das Gelände wandelt sich vom Industriegebiet zu einem Wohn-, Gewerbe- und Freizeitpark.

Bereits im Mittelalter gab es an der Wurm oberflächennahen Abbau von Magerkohle. Man vermutete die Fortsetzung dieser Flöze bis unterhalb von Alsdorf, konnte aber aufgrund des wasserreichen Deckgebirges zunächst wegen mangelnder Wasserabführung nicht bis zu diesen Vorkommen vordringen. Mit dem technischen Fortschritt seit dem Beginn der Industrialisierung und der Einführung der französischen Berggesetzgebung, die bis 1865 linksrheinisch Bestand hatte, kam es zu einem Aufschwung des Bergbaus. Probebohrungen in den 1840er Jahren ergaben, dass sich in Alsdorf die ersten Kohlenflöze in 85 m Tiefe befanden. 1848 wurde die Konzession Anna in den Gemeinden Alsdorf, Uebach, Baesweiler, Merkstein und Siersdorf in einer Gesamtgröße von 14,9 Mio. qm erteilt. Konzessionsträger waren zunächst der Aachener Regierungsrat a.D. Theodor Jacob Bredt sowie ein Konsortium aus Unternehmern und Kaufleuten aus Köln und Umgebung. Ab 1850 begann das Abteufen der ersten beiden Schächte von Anna; seit 1854 nahm die Grube die Förderung auf. Sie wurde 1864 vom Eschweiler Bergwerks-Verein (EBV) übernommen und zu einer der leistungsfähigsten Anlagen im Aachener Revier ausgebaut. Gleichzeitig verlegte der EBV seinen Tätigkeitsschwerpunkt vom Inde- ins Wurmrevier. Vorteilhaft war, dass hier Fettkohle gefördert wurde. Deshalb errichtete man bereits 1862 eine Kokerei auf dem Gelände. 1903 entstand entlang des Bahnhofes eine neue Anlage dieser Art, die seinerzeit zu den größten Kokereien in Westeuropa zählte und über 500.000 Tonnen Koks jährlich produzierte. 

Ein Zechengelände wird zum Freizeit- und
Informationspark: Anna II 2002

Leider blieb der Alsdorfer Bergbau nicht von größeren Unglücken verschont. 1917 kam es untertage zu einem Großbrand, der 58 Bergleute das Leben kostete. Das schwerste Unglück im gesamten Aachener Revier ereignete sich am 21.10.1930 auf Anna, als im Eduardschacht eine gewaltige Explosion stattfand. 271 Tote unter- und übertage waren zu beklagen. Große Teile der Anlage wurden durch den Explosionsdruck zerstört.                                           

Obwohl es noch in den 1970er Jahren zu einem Verbund der Kohlegruben Anna und Adolf (Merkstein) kam, wurde die Lage der Gruben im Aachener Revier in den folgenden Jahren immer schlechter. 1983 legte man die Förderanlage in Alsdorf still. Mitte der 1990er Jahre begannen großangelegte Abrissarbeiten auf dem Gelände, denen insbesondere die Kokerei zum Opfer fiel. Einen Teil des Geländes hat man inzwischen mit Wohnhäusern bebaut. Einige historische Gebäude sind allerdings erhalten geblieben, darunter das Langhaus, die ehemalige "Energiezentrale", der Wasserturm, das Fördergerüst des Eduardschachtes sowie einige Zechengebäude. Auf dem Gelände findet sich heute das Energeticon mit einer großen, attraktiven und interaktiven Ausstellung zur Geschichte und Zukunft der Energie. Dort sind zahlreiche Exponate und Inszenierungen zum Steinkohlebergbau zu sehen und zwei nachgestellter Untertagestrecken zu erleben.

Ein Weg der Energie führt vom ehemaligen Förderturm Franzschacht in der Innenstadt durch den Annapark bis zum Energeticon und der Halde Noppenberg.Das Gelände wurde stark durch das ehrenamtliche Engagement des 1986 gegründeten Verein „Berg­baumuseum Wurmrevier“ erhalten, der sich zum Ziel gesetzt hatte und hat, die baulichen Überreste zu sichern und zu bewahren und um die Arbeits- und Alltagskultur dieser Epoche zu erfor­schen und zu dokumentieren. Inzwischen wurde der Verein in “Bergbaumuseum Grube Anna” um­benannt und erhielt vor einigen Jahren den Zusatz “Gesellschaft für Montan­geschichte und Industriekultur”. Zahlreiche Informationen zum Gelände und zur regionalen Bergbaugeschichte finden sich auf der Webseite der Gesellschaft.

 Anna II: Gebäude der ehemaligen
Energiezentrale

 

Lage:
Zwischen Bahnhofstraße im Südosten und Herzogenrather Straße im Norden.
Anfahrt:
A44 Ausfahrt Anschlussstelle Alsdorf, ins Stadtzentrum über die Hoenger Straße und die B221 zur Bahnhofstraße oder Ausschilderung "Energeticon" folgen.
Besichtigung:
Das Gelände ist zum Teil frei zugänglich, zum Teil aber auch Ausstellungsfläche des Energeticons.                                              

 

 

zum letzten Denkmal: Grube Anna II. zum nächsten Denkmal: "Grube-Adorf-Park"