Die Tuchfabrik Rohland in Kornelimünster
Von der Mühle zur Fabrik
Detlef Stender
Was heute eine beschauliche Idylle vermittelt, war vor 200 Jahren notwendige Bedingung für das Wirtschaften im größeren Stil: Wasser. Und wirklich idyllisch ist die Lage der ehemaligen Tuchfabrik Rohland in Kornelimünster: Bevor man das Fabrikgelände betritt, passiert man zunächst die Stauanlage der Inde, die - heute umgegeben von stattlichen Bäumen in ihrer strengen Form fast wie ein barocker Zierteich wirkt - früher aber angelegt wurde, um für den Mühlenbetrieb immer ausreichend und gezielt Wasser zur Verfügung zu haben.
Die Wasserkraft der Inde war auch der Grund dafür, dass an diesem Standort bereits seit dem 15. Jahrhundert hier die älteste und größte Getreide-Mühle der Region angesiedelt war, die 1809 in eine Walkmühle für Tuche umgewandelt wurde. 1839 kam auch die mechanische Spinnerei hinzu. Das heute die Situation dominierende Fabrikgebäude mit klarer Fenstergliederung und einem neoklassizistischem Giebel dürfte aus den 1830er Jahren stammen. 1905 wurde der Komplex von Oskar Rohland sen. in eine Reißwollfabrik ungewandelt. Reißwolle war minderwertige Wolle, die durch das Recycling von Lumpen und Altkleidern entstand. Der Betrieb produzierte bis in die 2. Hälfte 1970er Jahre.
1989 begann dann der mühsame Umbau für eine neue Nutzung als Büro-, Gewerbe- und Wohnflächen, der durch eine private Investoren-Gemeinschaft finanziert wurde. Leider verlor dabei das Gebäude etwas von seinem Charakter: Das Mauerwerk wurde weiß gestrichen und die feingegliederten Gusseisenfenster wurden durch weiße, historisch anmutende Holzfenster ersetzt. All das gibt dem Gebäude eher einen Anflug von einem überdimensionierten historischem Wohngebäude als von einer Fabrik. Nichtsdestotrotz ist es schön, dass dieses beachtliche Industriegebäude auf diese Art und Weise eine sinnvolle neue Nutzung fand und vor dem Verfall gerettet wurde.
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