Eschweiler-Pumpe und der Eschweiler Kohlberg
Frühe Relikte des Steinkohlebergbaus an der Inde
Seit 1394 wurde urkundlich nachweisbar am Eschweiler Kohlberg Steinkohle abgebaut. Noch heute findet man in Eschweiler-Pumpe bauliche Reste des Bergbaus wie das alte Pumpenhaus, in dem 1794 die erste Dampfmaschine zur Wasserhebung im Aachener Revier aufgestellt wurde.
Im Bereich des Eschweiler Kohlbergs erstrecken sich die Steinkohlenlagerstätten in etwa 12 km Länge von Buschmühle in Stolberg (nördlich von Münsterbusch) über den heutigen Eschweiler Stadtwald bis über Weisweiler hinaus. Besonders intensiv war der Abbau im Bereich des Eschweiler Stadtwalds, wo bis heute im Wald zahlreiche Pingen zu erkennen sind. Es handelt sich um einfache Gruben mit kleinen Abraumhalden am Rande, in denen seit dem Mittelalter oberflächennah mit einfachsten Mitteln nach Kohle gegraben wurde. Trotz ihrer Nähe zur Erdoberfläche waren die Flöze aufgrund ihrer geringen Mächtigkeit und der starken Wasserführung in den tertiären und diluvialen Schichten nur schwierig auszubeuten.
Mit Schlegeln und Pickeln, Schaufeln und Weidenkörben wurde das schwarze Gestein aus der Erde geholt. Mit Hilfe von Winden zog man die Körbe mit Kohle nach oben oder fuhr über Rampen voll beladene Schubkarren aus den Pingen. Die Tiefe des Abbaus wurde vom Grundwasserspiegel begrenzt.
Eschweiler-Pumpe
Nachdem der Abbau in Pingen erschöpft war, musste man zum Stollenbergbau übergehen. Dabei trieb man kleinere Schächte bis zu den Kohleflözen und folgte diesen dann in schrägem oder horizontalem Verbau. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts existierten am Kohlberg an die 1.100 Schächte, die den Berg immer mehr durchlöcherten und Wege für das eindringende Wasser boten. Sie mussten deshalb zu Beginn des 19. Jahrhunderts verfüllt werden. Um die Höhe der Stollen und die Entlohnung gering zu halten, arbeiteten untertage vor allem Kinder zwischen 10 und 14 Jahren, die zusammen mit Hunden die vollbeladenen Schlitten und Wagen zu den Schächten zogen, wo das Material übertage gefördert wurde.
Ein besonderes Problem stellte die Entwässerung der Gruben dar. Mit Handpumpen, Pferdegöpeln, den so genannten "Rosswerken", und Entwässerungsstollen versuchte man das Wasser abzuleiten. Seit dem 16. Jahrhundert installierte man auch Wasserräder, so genannte Kunsträder, die mit Hilfe der Wasserkraft die Pumpen antrieben. Die größte "Wasserkunst" im Aachener Revier war seit 1600 die "Herrenkunst" im heutigen Eschweiler Stadtteil Pumpe, der nach ihr auch seinen Namen erhielt. 1794 installierte man an der Herrenkunst eine in Lüttich nach dem Vorbild der Newcomenschen Maschine gebaute Dampfmaschine. Sie war die erste im Steinkohlebergbau des Aachener Reviers eingesetzte Dampfmaschine.
gebäude in Eschweiler-Pumpe
Das alte Pumpenhaus an der Ecke Stolberger Straße/Luisenstraße in Eschweiler-Pumpe ist bis heute erhalten geblieben. Direkt daneben auf der anderen Seite der Luisenstraße steht eine alte Hofanlage aus Bruchstein aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hier befanden sich ehemalige Steiger-Wohnungen. Gegenüber (Stolberger Str. 4) sieht man ein Ensemble aus mehreren Gebäuden. Es handelt sich um ein ehemaliges Direktorenhaus sowie um Mühlen- und Getreidemagazingebäude und eine Bäckerei, die der Eschweiler Bergwerksverein (EBV) Mitte des 19. Jahrhunderts errichten ließ. Hier wurde billiges Schwarzbrot für die Bergleute - täglich an die 1.300 Laibe - gebacken. Etwas weiter nördlich befindet sich der ehemalige Sitz des EBV, früher im Volksmund "Bergamt" genannt. 1913 zog die die Hauptverwaltung des Vereins nach Kohlscheid (Link zu "Der Eschweiler Bergwerksverein") um.
Neben diesem frühindustriellen "Kleinod" in Eschweiler-Pumpe gibt es noch einige interessante Bergarbeitersiedlungen am ehemaligen Kohlberg zu sehen. Sie befinden sich nahe des heutigen Eschweiler Stadtwalds im Bereich Wilhelminenstraße, Eduardstraße und Jägerspfad.
Lage:
Pingen im Eschweiler Stadtwald, insbesondere am Stadtrand im nördlichen Bereich.
Pumpenhaus und ehemalige Steigerwohnungen aus dem 18. Jahrhundert und Gebäude des EBV aus der Mitte des 19. Jahrhunderts: Eschweiler-Pumpe an der Stolberger Straße/Ecke Luisenstraße und Phönixstraße.
Bergarbeitersiedlungen im Bereich Wilhelminenstraße, Eduardstraße, Jägerspfad.
Anfahrt:
A4 bis Anschlussstelle Eschweiler. Über die Aachener Straße (B264, stadtauswärts), die Röher Straße und Phönixstraße nach Eschweiler-Pumpe. Von dort über die Straße Stich Richtung Eschweiler Zentrum bis zur Wilhelminenstraße.
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