Tuchmacherbauten im Zentrum von Monschau

"lauter Wulleweberey"

Detlef Stender

In unmittelbarer Nachbarschaft, zwischen Rotem Haus und evangelischer Kirche, steht ein stattlicher Bau, der 1815 als Tuchfabrik von der Firma J.H. Scheibler, Ronsttorff, Rahlenbeck & Co erbaut wurde und längere Zeit als Spinnerei diente. Die Firma in der Scheiblerschen Familientradition hatte schon 1810 darauf stolz darauf verwiesen, dass ihre Tuche aus mechanisch gesponnenem Garn hergestellt würden, das in der Feinheit mit dem besten "Handgespinst" konkurrieren könne.

Folgt man der Laufenstraße wenige Meter bergaufwärts stößt man auf das Haus Troisdorf, das der Tuchfabrikant M. P. W. Troisdorf 1783 im Stil eines Adelspalast errichten ließ. Das in Fachwerkbauweise errichte Gebäude wurde - um einen möglichst repräsentativen Eindruck zu erwecken - verputzt und mit reichen Ornamenten und den Familienwappen versehen. Die schönen Schnitzereien auf den Türen mit Fernrohr, Globus und astronomischen Geräten verweisen daneben auf die Weltläufigkeit des Feintuchproduzenten hin.

Wir kehren zurück zum Roten Haus und gehen von dort in die Gasse "Stehlings" hinein. Auf der rechten Seite triff man bald auf einen Aussichtsplatz auf die Rur. Von hier aus hat man einen guten Blick auf die Rückseiten der Tuchmacherhäuser, die fast alle im Keller und am Fluss Einrichtungen zum Waschen und Färben der Wolle hatten. Gegenüber blickt man auf einen Fachwerkkomplex mit Wasserrad, den Schmitzenhof. 1812 richteten die Firma Scheibler dort die erste mechanische Spinnerei mit Wasserradantrieb ein. In der Stehlings und der Eschenbachstraße, die sich anschließt, stehen zahlreiche Wohn- und Fabrikationshäuser der Tuchmacher, die an den überkragenden Obergeschossen und den Vorrichtungen für Seilzüge zu erkenne ist, die zur Beschickung der Wollkammern im Dachgeschoss dienten.

Zwischen Stehlings und Eschenbachstraße überschreiten wir kurz die Brücke, um auf dem Marktplatz einen Blick auf den Brunnen mit Darstellungen eines Webers, eines Färbers und eines Scherers, also zentralen Arbeitsschritten der Tuchherstellung, zu werfen.

In der Eschenbachstraße 30 ist ein großer und repräsentativer Manufakturbau von 1778 erhalten, der Elberhof. In der dreiflügeligen Anlage des Wohn- und Werkstattgebäudes sind Ähnlichkeiten mit Eupener Manufakturen erkennbar. Ein paar Schritte weiter stößt man auf das auffällige, hochaufragende Kontor, Manufakturgebäude und Speichergebäude das ebenfalls der Firma Elbers gehörte.

Wir biegen von der Eschbachstraße in das Rosental ein. Das Gebäude auf der linken Seite mit dem Pultdach ist eine in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von der Familie Schmitz errichtete Webmanufaktur. Für die Herstellung von Mustern und ganz besonders hochwertigen Stoffen, deren Produktion die Unternehmer direkt überwachen und anleiten wollten, richteten sie sogenannte Weberwinkel ein, in denen ausnahmsweise in unmittelbarer Lohnarbeit gewebt wurde.

Adresse:
Start am Roten Haus
Laufenstr. 10
52156 Monschau
(im Stadtzentrum, ausgeschildert)

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