Der Schacht Nulland in Kerkrade

Avantgardistisches Relikt ehemaliger Bergbautätigkeit

 Der ungewöhnliche Baukörper des Schachtes Nulland in Kerkrade wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Hochphase der limburgischen Bergbautätigkeit errichtet. Heute erinnert das inzwischen als Wohnhaus und Atelier genutzte Gebäude an die große Zeit des niederländischen Bergbaus.

Die ehemalige Grube Sophia-Jacoba liegt am nördlichen Rand des Aachener Kohlereviers im so genannten Erkelenzer Horst. Bereits 1864 ließ der Aachener Unternehmer Friedrich Honigmann in der Region nach Fettkohle suchen. 1884 begann Honigmann mit Probebohrungen rund um die Ortschaft Hückelhoven, die Erfolg versprechend waren. Ein Jahr später beantragte er die Konzession für ein Steinkohlefeld, bis 1899 besaß er Konzessionen für 29 Felder in der Umgebung. Allerdings sollte es bis 1909 dauern, bis man am ersten Schacht der Grube Gewerkschaft Hückelhoven, wie sie damals noch hieß, mit den Abteufarbeiten begann. Die erste Kohle wurde dann 1914 gefördert. Allerdings erlebte Friedrich Honigmann dies nicht mehr, da er ein Jahr zuvor gestorben war. Seine Erben verkauften die Grube an ein niederländisches Unternehmen, das die Gewerkschaft nach den Ehefrauen der beiden Vorsitzenden des Grubenvorstands Sophia und Jacoba umbenannte. In den 1930er Jahren wurde der Betrieb ständig erweitert und vergrößert. Während des Zweiten Weltkriegs kam es untertage zu einem schweren Wassereinbruch, so dass zwischenzeitlich die Förderung eingestellt werden musste.

Mit der Auflösung der Klöster durch die Franzosen um die Wende zum 19. Jahrhundert kamen die Gruben unter staatliche französische Verwaltung. 1815 übernahm sie der niederländische Staat, aber erst in den 1840er Jahren kam die Förderung der Anlagen richtig in Gang. Begünstigt wurde dies durch den Bau der Eisenbahnlinie Aachen - Maastricht. Seinen größten Aufschwung nahm der Bergbau in Süd-Limburg um 1900. Diese Entwicklung basierte vor allem auf der starken Nachfrage nach Steinkohle aus dem benachbarten Ausland wie Belgien, Deutschland und sogar Nordfrankreich. Ab 1901 engagierte sich der niederländische Staat verstärkt im Bergbau und legte zusätzliche staatseigene Zechen an. Allerdings dauerte der Boom nur ca. 70 Jahre. Durch die starke städtebauliche Umgestaltung und Siedlungsentwicklung der letzten 30 Jahre sind nur wenige Spuren des Bergbaus erhalten geblieben.

Der Schacht Nulland mit seiner
außergewöhnlichen Architektur

Im südlichen Teil des Stadtzentrums von Kerkrade an der Domaniale Mijnstraat steht heute noch der Förderturm des Schachtes Nulland aus den 1910er Jahren. 1907 begann man hier mit dem Abteufen des Schachtes, der zunächst der Bewetterung (Belüftung) und später auch als Transportschacht diente. Bis 1909 hatte man den Schacht mit 3,90 m Durchmesser auf 150 m Tiefe vorangetrieben. Zehn Jahre später war man bereits bei einer Sohlentiefe von 260 m angelangt. Zwei Ventilatoren, die über eine Dampfmaschine angetrieben wurden, sorgten für die Bewetterung. Als 1969 die letzte Kohle der "Domaniale Mijn" gefördert wurde, war auch das Schicksal von Schacht Nulland besiegelt. 1975/76 wurde die Schachtanlage restauriert. Sie dient heute zu Wohnzwecken und als Atelier. Auffallend ist die ungewöhnliche Architektur.

Lage:
An der Domaniale Mijnstraat südlich des Stadtzentrums von Kerkrade
Anfahrt:
A4 / E314 über die Staatsgrenze in die Niederlande, Ausfahrt am Kreuz Knooppunt Bocholtz Richtung Kerkrade, über den Keulseweg, Beitel, Hamstraat zur Domaniale Miijnstraat

 

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