Der Kalkofenweg Walheim bei Aachen

Heiße Öfen an der Inde

Detlef Stender

Höchst idyllisch an der Inde gelegen, kann man in Walheim auf einer schönen Wanderung Kalksteinbrüche und eine ganze Reihe baulicher Zeugnisse der einst bedeutenden Kalkbrennerei im Südwesten Aachens besichtigen, die für ganz unterschiedliche Dimensionen der Kalkverarbeitung stehen. Vermutlich haben hier schon die Römer Kalk gebrannt. Der Kalksteinabbau und die Kalkbrennerei erhielten jedoch neuen Auftrieb, als Walheim 1889 einen Bahnanschluss erhielt, der den Abtransport des gebrannten Kalks wesentlich erleichterte.

Der Kalkofenweg, den der Geschichtsverein Hahn-Friesenrath ausgeschildert hat, beginnt gleich mit der größten Anlage: zwei imposanten Doppeltrichteröfen. Der ältere wurde 1898 von der neu gegründeten "Wahlheimer Kalkwerke GmbH" errichtet und lieferte pro Jahr stolze 10.000 Tonnen Brandkalk. Ein zweiter. ähnlich leistungsstarker Ofen folgte 1905. Beide wurden 1959 stillgelegt. Die Öfen schafften dank des größeren Umfangs (Höhe: 10,5 Meter, Fläche: 13 mal 26 Meter!) etwa den sechsfachen Ausstoß eines herkömmlichen Ofens. Grundsätzlich entspricht die Bauweise den traditionellen Trichteröfen, vom Grundprinzip her sogar den römischen Kalköfen bei Iversheim: Bei beiden Trichteröfen gibt es oben eine Beschickungsebene, von der aus der Ofen mit Kalkstein und Koks gefüllt wurde. Früher vereinfachte die Befüllung eine Feldbahn, die direkt aus dem nahegelegenen Kalksteinbruch kam und deren Gleise rund um die Befüllungsöffnungen verliefen. Am Fuß der Öfen befindet sich die Ebene, von der aus befeuert und der Ofen entleert wurde. Diese Ebene wurde durch - heute etwas unheimlich anmutende - Gewölbegänge zugänglich gemacht. Der Abtransport des Brandkalks erfolgte wiederum mit einer Feldbahn. Eine Seilförderbahn zog dann die Loren bis auf den Betriebshof, der sich auf der Höhe des Parkplatzes an der Straße befand. Dort wurde der Brandkalk gemahlen.

Die nächste Station des Wanderwegs ist der eindrucksvolle Kalksteinbruch "Schrapperloch". Das Lösen des Kalksteins erfolgte um 1900, als hier der Betrieb aufgenommen wurde, in reiner Handarbeit: mit Brechstangen. Die Alternative dazu war der Einsatz von Schwarzpulver oder Dynamit. Für den Einsatz von Sprengstoff war zunächst allerdings auch Handarbeit erforderlich: Mit einer Bohrstange und schweren Schlägeln musste zunächst ein Loch geschlagen werden, in das der Sprengstoff versenkt wurde, um größere Wirkung zu erzielen. War der Kalkstein gelöst, wurde er mit Hämmern so weit zerkleinert, dass er gut in den Trichteröfen zu brennen war. Auf dem weiteren Weg begegnet man dem kleineren Kalkofen "In der Au", dem Kalkofen "Hahner Mühle" und der " Pumpenstation Hahn" des Wasserwerkes des Landkreises Aachen. Der Kalkofen "Wolfspfad" aus dem Jahr 1924 in der Nähe von Hahn unterscheidet sich von den üblichen Trichteröfen dadurch, das er nicht in den Hang hinein gebaut wurde, sondern frei steht. Er wurde 1987 liebevoll vom Geschichtsverein Hahn-Friesenrath und der Stadt Aachen restauriert.

Lage:
Walheim, an der B 258 zwischen Aachen und Monschau. Am Ortsende auf der linken Seite Einfahrt Parkplatz Freizeitgelände. Dort ist der Start des ausgeschilderten Wanderweges. Der Geschichtsverein Hahn-Friesenrath (c/o Wolfgang Völl, Hahner Str. 66, 52076 Aachen, Tel. 02408/5312) hat eine Broschüre "Auf den Spuren des Kalkgewerbes im Walheimer Raum" mit einer Karte und vielen Informationen herausgegeben.

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