Braunkohlenbergbau und Brikettproduktion in Lucherberg

Norbert Gilson

Der Betrieb der Braunkohlengruben und der Brikettfabrik in Lucherberg ist ein typisches Beispiel für die vielen lokalen Bergbaubetriebe, die das Rheinische Braunkohlenrevier bis zum Beginn der 50er Jahre prägten, bevor Großtagebau und Großkraftwerk die Entwicklung dominierten.

Ausgangspunkt der Bergbau-Aktivitäten in der Umgebung des kleinen Ortes Lucherberg nördlich von Langerwehe war das Gut Merödgen, in dem sich heute - nach Abschluss der Restaurierung im Jahre 1999 - ein beliebtes Restaurant befindet. Der Besitzer des Gutes, Freiherr v. Goltstein, richtete 1821 einen kleinen Grubenbetrieb ein, nachdem beim Graben eines Brunnens für seine Ziegelei Braunkohlenvorkommen entdeckt worden waren. Die im Untertagebergbau gewonnene Braunkohle wurde zu "Klütten" verarbeitet. 

ehemalige Angestellten-Wohnhäuser, erbaut
von der Gewerkschaft Lucherberg um 1900

Einen nachhaltigen Aufschwung nahm der Bergbau in Lucherberg erst um die Wende zum 20. Jahrhundert. Damals gelang es Max Kestner, dem ehemaligen Direktor der Braunkohlengrube Maria-Theresia in Herzogenrath, die Kölner Industriellen Fritz Voss und Alfred vom Rath von seiner Idee zu begeistern, in Lucherberg im großen Stil einen Braunkohlentagebau mit angeschlossener Brikettproduktion aufzubauen. 1897 gründete er mit ihnen zusammen die Gewerkschaft Lucherberg. Zwei Jahre später erlebten die Bewohner des Ortes eine rege Bautätigkeit. Brikettfabrik und Tagesanlagen der Grube wurden errichtet, gleichzeitig entstanden an der Goltsteinstraße Wohnhäuser für die künftigen Angestellten und Arbeiter. 1901 nahm die Brikettfabrik mit zwei Pressen ihren Betrieb auf, 1904 kam eine dritte Presse hinzu und 1907 wurde die Kapazität der Produktion verdoppelt. 

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war die Erschöpfung der nördlich von Lucherberg gelegenen Grube absehbar. Ein neues, südlich des Ortes aufgeschlossenes Abbaufeld konnte zwar seit 1912 Kohle liefern, bereits 1915 musste der Abbau jedoch wegen Erschöpfung der Vorräte wieder eingestellt werden. Daher wurde gegen Ende des Ersten Weltkriegs mit dem Aufschluss eines weiteren Tagebaus im Südosten von Lucherberg begonnen. An seiner Stelle liegt heute der Lucherberger See. Mit einer Kettenbahn wurde die Kohle zur Brikettfabrik transportiert. 

Einfahrt und Reste der Betriebsgebäude
der Brikettfabrik Lucherberg

Ein Grubenbrand und ein größerer Wassereinbruch brachten die Anteilseigner dazu, ihren Besitz zu verkaufen. So übernahm schließlich die BIAG Zukunft im Jahre 1927 alle Anteile der Gewerkschaft Lucherberg. Dies war der Auftakt für eine Modernisierung und Erweiterung des Betriebs. Ein kleineres Kraftwerk wurde errichtet, das für den Eigenverbrauch produzierte und den überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einspeiste. 1929 waren die Kohlevorräte in Lucherberg weitgehend erschöpft Neue Zugverbindungen zum Tagebau Konzendorf bei Düren und zur Grube Zukunft bei Weisweiler stellten sicher, dass die Brikettfabrik auch weiterhin mit Kohle versorgt werden konnte.

 ehemalige Arbeiter-Wohnhäuser, erbaut von
der Gewerkschaft Lucherberg um 1900

1960 wurden Brikettherstellung und Stromerzeugung in Lucherberg eingestellt. Die Fabrikanlagen wurden bis auf wenige Reste abgerissen.

 

 

 

 

 

Anfahrt:

von der Autobahn A 4 an der Ausfahrt Eschweiler-Weisweiler abfahren; an der Ampel in Richtung Weisweiler fahren und der Straße am Kraftwerk vorbei bis zum Ende folgen; an der Ampel links in Richtung Weisweiler / Eschweiler abbiegen; an der nächsten Ampel geradeaus nach Weisweiler fahren, an der nächsten Ampel nach links in Richtung Langerwehe fahren; der B 264 weiter nach Langewehe folgen, nach der Linkskurve am Ortsausgang von Weisweiler die B 264 (Ortsumgehung Langerwehe) weiter geradeaus fahren bis zum Kreisverkehr; im Kreisverkehr an der dritten Ausfahrt in Richtung Luchem / Lucherberg abbiegen; durch Luchem fahren und die A 4 unterquerenzur Zufahrt zu Fabrik und Wohnungsbauten nach dem Ortsschild "Lucherberg" in die zweite Straße links (Goltsteinstraße) einbiegen; nach etwa 300 m erreicht man das Ziel (rechts die Reste der Brikettfabrik, auf der gegenüberliegenden Seite die Angestellten- und weiter bergauf die Arbeiterwohnhäuser. Das Gut Merödgen erreicht man, indem man die Goltsteinstraße weiter bergab fährt, halbrechts der Mittelstraße bis zum Kreisverkehr folgt und dort an der ersten Abfahrt in den Schwarzen Weg einbiegt. Nach ca. 300 m gelangt man an das Ziel (Parkplatz). 

 

 

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