Der Altenberg bei Kelmis

Ein Galmeiberg auf "neutralem Gebiet"

Gabriele Harzheim

Seit dem Mittelalter wurde das zinkhaltige Galmei des Altenbergs bei Kelmis in großem Maßstab abgebaut. Die wirtschaftliche Bedeutung war so groß, dass sich die Niederlande und Preußen bei der Aufteilung des Kantons Aubel 1815 nicht einigen konnten und das Gebiet über 100 Jahre lang "neutral" wurde.

Die Gegend um Kelmis in Belgien nahe dem heutigen niederländisch-belgisch-deutschen Dreiländereck ist durch eine geologische Besonderheit industriehistorisch berühmt geworden. Am Rande der Eifel bzw. des Plateaus des Hohen Venns liegen verschobene Schichten des Grundgebirges. Devonischer Sandstein und Schiefer sowie Kalkgestein mit zahlreichen Erzlagerstätten, die reich an Blei- Zink- und Eisenerzen sind, treten hier zu Tage. Besonders hervorzuheben, da geologisch ungewöhnlich, war der Erzkörper des Altenbergs bei Kelmis, der ganz aus Galmei, also Zinkerz, bestand. Bereits im Mittelalter bildete er die Grundlage für eine ausgedehnte Galmeiförderung und Messingproduktion. In Aachener Stadtrechnungen von 1344 wird die Beteiligung der Stadt am Galmeiabbau erwähnt (2/3-Anteil), wobei die Arbeit in erster Linie von Pächtern übernommen wurde. Das letzte Anteilsdrittel am "Kalmynberg" lag in Händen von limburgischen Adelsfamilien.

Direktions-Palais und Betriebsgebäude mit Zinkdach

Bis Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Erz im Tagebau in gewaltigen Pingen gewonnen. Ein großer Einsatz von Menschenkraft und Pferdefuhrwerken war nötig, um das Gestein über kurvenreiche Wege aus den Gruben zu fördern. Erst nach 1730 setzte sich der Abbau untertage durch. Zu großen Haufen zusammengetragen wurde das Erz am Altenberg unter Beimischung von Holzkohle geröstet. Hauptabnehmer waren die Kupferstädte Dinant an der Maas und Aachen, später auch Stolberg. Vom 16. Jahrhundert an exportierte man das Altenberger Galmei europaweit sogar bis nach Russland. Daran hatte das Aachener Handelshaus Schetz einen bedeutenden Anteil.

Ehemalige Zinkhütte in Kelmis, Ende des 19. Jh.

1815 brachten die Wiener Verträge eine Teilung des Gebietes zwischen den Niederlanden und Preußen. Allerdings blieb ein kleines Dreieck, in dem Kelmis mit dem Altenberg lag, zwischen den Mächten umstritten. Es erhielt bis zum Versailler Vertrag 1919 den Status "neutrales Gebiet von Moresnet". Die örtliche Bergwerksgesellschaft S.A. Vieille Montagne erweiterte ihre Bergrechte und Konzessionen und begründetet einen industriellen und modernen Abbau vor Ort. Aus einem Teil des Galmeis wurde an Ort und Stelle in Schmelzen Zink gewonnen. Große Mengen des Erzes gingen jedoch zur Verhüttung nach Lüttich bzw. Stolberg. Die Bergwerksgesellschaft unterstützte finanziell zahlreiche soziale Einrichtungen in der Region wie Schulen und Kirchenbauten und führte Unterstützungs- und Fürsorgekassen ein. Als 1884 der eigentliche Abbau am Altenberg wegen Erschöpfung der Lagerstätten aufgegeben werden musste, wurde Galmei noch weiter in verschiedenen Gruben der Umgebung gefördert, die allerdings ebenfalls nach und nach aufgaben. 1951 kam auch das endgültige Aus für die Aufbereitung und Verhüttung.

Heute sind in Kelmis fast alle Spuren der ehemals zahlreichen Industrieanlagen verschwunden. Erhalten ist das ehemalige Verwaltungsgebäude der Vieille Montage an der Lütticher Straße und der Stauweiher der Zinkhütte. Außerdem hält das Göhltalmuseum (Link) die Erinnerung an die große Zeit des Galmeiabbaus am Altenberg wach.

Anfahrt:
Von Aachen die B264 (Lütticher Straße) bis Kelmis

zum letzten Denkmal: Bleiberg Metternich zurück zur Übersicht