Die "Barockfabrik" in Aachen

Detlef Stender

Bereits im 12. Jahrhundert wurden die Aachener Wolltuche im großen Stil in die westlichen Nachbarländer exportiert. Günstige Standortfaktoren waren die heißen Quellen Aachens, die das Reinigen der Wolle und die Appretur der Tuche erleichterten, aber auch das klare, weiche Wasser der Aachener Bäche.

Eine wichtige Rolle spielten daneben die sehr guten Verkehrsbedingungen, die den Wollbezug und den Handel des Aachener Tuchs auf den großen Märkten sehr förderten. Eine erste Blüte erlebte das Aachener Tuchhandwerk im 14. Jahrhundert. Die Tuchmacher bezogen besonders feine Wolle aus England und stellten hochwertige, meist einfarbige Tuche her. Nach der Aufhebung der Zunft und den mit den Zunftregeln verbundenen Produktionsbeschränkungen entwickelte sich - fußend auf der großen handwerklichen Tradition - eine rege industrielle Entwicklung der Tuchherstellung. 1829 arbeiteten in Aachen schon 12 der 51 Tuchfabriken mit Dampfkraft.

Das im Volksmund "Barockfabrik" genannte Gebäude im Zentrum Aachens stammt allerdings nicht aus dem Barock, sondern wurde 1820 von dem Tuchfabrikanten Gotthard Startz erbaut. Der Name hat allerdings eine gewisse Berechtigung, denn trotz der stattlichen Fabrik-Größe nimmt die Architektur traditionelle Formen des 18. Jahrhunderts auf. Innen war alles hochmodern eingerichtet. Nachdem in langen Verhandlungen alle Ängste der Nachbarn wegen Lärmbelästigung , Erschütterungen und Brandgefahr ausgeräumt werden konnten, erhielt Startz 1822 die Konzession, an diesem Ort die zweite Dampfmaschine Aachens aufzubauen, die von Cockerill stammte und 12 PS leistete. In der Fabrik waren Walken, Spülkümpfe, Spinn- und Schermaschinen aufgestellt. Heute ist die ehemalige Tuchfabrik Startz als Kulturzentrum, Stadtarchiv und Restaurant umgenutzt.

Adresse:
Kulturhaus Barockfabrik
Löhergraben 22
52064 Aachen

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